Gesundheit durch Ich-Stärke

Gesundheit durch Ich-Stärke

Aktivierung des inneren Arztes durch Selbst-Fürsorge

Vortrag von Joachim Bauer, Uniklinik Freiburg, über Studienergebnisse der Gehirnforschung mit Gehirnscans.
Salzburg am 16. Oktober 2015, zusammengefasst von Paul Lahninger

 

1.   Lebensstil ist wichtiger als genetische Veranlagung
Die Aktivität von Genen wird situativ ein- und ausgeschalten, der Lebensstil aktiviert Gene oder unterdrückt diese. Z.B. haben Personen, die zum sofortigen Genuss neigen, mehr ungesunde Stress-Gene im Körper, und Personen, die auf ein Sinn-geleitetes Leben achten, deutlich weniger Stress-Gene und ein besseres Immunsystem.

2.   Das Ich-Bewusstsein beeinflusst die Selbstheilungskräfte
Da das Zentrum des Ich-Bewusstseins (im Stirn-Hirn) mit allen wichtigen Körpersystemen, vor allem dem Immunsystem, neuronal verbunden ist, haben Vorstellungen über sich selbst biologische Effekte: die Psyche wirkt auf die Biologie.

3.   Das ICH-Bewusstsein entwickelt sich in den ersten drei Lebensjahren.
Im Scanner kann ein Netzwerk im Stirnhirn beobachtet werden, in dem die Vorstellungen von der eigenen Person gespeichert sind. Bei Neugeborenen ist in diesem Gehirnteil noch keine Aktivität feststellbar. Selbsterkenntnis entsteht durch die Interaktion mit Bezugspersonen: Das Kind erkennt – da wo ich bin, muss jemand sein, dort draußen ist jemand, der reagiert auf mich. Die Art und Weise, wie die wichtigste Bezugsperson (meist die Mutter) auf das Kleinkind reagiert, prägt die Vorstellung vom eigenen ICH: entweder liebevoll, geduldig, warm, oder eben gestresst, wenn die Mutter angespannt ist.

4.   Die ICH-Vorstellung ist eng gekoppelt mit der DU Vorstellung
Das ICH-Netzwerk im Gehirn ist mit dem „DU-Netzwerk“ überlappt. Eigene Nervenbahnen (die „Spiegelneurone“) repräsentieren andere Personen in unserem Gehirn und ermöglichen Einfühlung, Verständnis, Mitgefühl. Die primäre Motivation des Menschen ist die Zugehörigkeit, also Anerkennung, Akzeptanz, Beziehung. Über die Erfahrung anderer (durch „Du-Wahrnehmung“) entsteht beim Kleinkind das „Ich“. Die Unterscheidung ICH – DU kommt später, wird allmählich gelernt. So stellen wir uns andere in derselben Qualität vor, wie wir uns selbst sehen. Ein häufiger Wechsel der Bezugsperson ist für Kinder ungünstig, auch sind Kinder bis zu drei Jahren in der Gruppe überfordert, sie brauchen die Zweierbeziehung. Krabbelstuben sind nur dann förderlich, wenn eine Betreuerin maximal für drei Kinder zuständig ist.

5.   Heilende Gespräche: Die Wirkung von Vertrauen
Verschiedenste Studien zeigen, dass Worte gleichermaßen, manchmal auch wesentlich stärker wirken als Substanzen. In Gehirn-Scans nachgewiesen wurde:
Z.B. Wenn uns eine Person, der wir vertrauen, sagt: „Ich werde dir helfen.“, dann aktiviert diese Aussage unser Immunsystem
Z.B. wirken viele Placebos genauso wie Medikamente, wenn wir an deren Wirkung glauben.
Z.B. Die Diagnose „Ihr Krebsbefund ist positiv“ schwächt. (Hier ist „positiv“ brutal negativ.) Der Hinweise auf Nebenwirkungen eines Medikamentes oder auf Risiken einer Operation machen Nebenwirkungen oder Komplikationen wahrscheinlicher.
Andererseits wäre das Verbot von Negativaussagen, das Unterdrücken von Ängsten oder von Trauer kontraproduktiv, weil diese unbewusst weiterwirken. Es geht darum, angemessenes Vertrauen zu gewinnen oder zu erarbeiten.

6.   In der Krankheit wird das ICH-Bewusstsein erschüttert
Fast immer überrascht uns eine Krankheit und zeigt uns unsere Verletzlichkeit oder eine unerwartete Schwäche. So macht uns eine Krankheit zum Kind, das erst dabei ist, das ICH-Bewusstsein auszubilden. Wie bei einem Kind unterstützt angenehme Berührung die Gesundung nachweislich. Auch die körperliche Untersuchung eines Vertrauensarztes (Bauch abtasten, usw.) fördert schon die Aktivität des Immunsystems.

7.   Die Ausbildung des inneren Arztes als Eigenverantwortung
Die innere Haltung ist entscheidend: Indem ich fürsorglich zu mir selbst bin, weil ich mir wichtig bin, so wie eine Mutter, die liebevoll für ihr Kleinkind sorgt, stärke ich Heilprozesse. Lebensregeln spielen hier nachweislich eine Rolle. Auch dabei wirkt die Psychologie mit: Indem ich körperlich Schädliches minimiere, erlebe ich mich in Selbstfürsorge, „ich tue mir Gutes“.
Die typischen Verführungen zu vermeiden (z.B. Zucker, Übergewicht, unreflektierten Konsum, Zigaretten, zu viel Alkohol, PC-Spiele, Fernsehen, Handy, Stress, täglichen Fleischkonsum….) wirkt doppelt: biologisch und psychisch.

Automatisierte Reiz-Reaktion (Angebot → Konsum, Maileingang, Facebook & Co → Antwort,) widerspricht unserer Freiheit.

Eigenverantwortung in autonomen, freien Entscheidungen stärkt das ICH-Bewusstsein und unsere Gesundheit.
Andere uneigennützig zu unterstützen tut dem Ich gut, ist also gesund.

Gehirnscans zeigen auch, dass das positive Ich-Bewusstsein durch regelmäßige Meditation gestärkt wird.

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